Zu einem „Bürgerdialog Wärmewende“ hat der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung am Montagabend, dem 3. April 2023 in das Zunfthaus nach Radolfzell eingeladen. Auf der Agenda des Abends standen insbesondere die Pläne der Bundesregierung zum Heizungstausch, die sich in den vergangenen Tagen konkretisiert hatten. Tobias Hagenmeyer, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell und Martin Schäuble, Obermeister der Innung Heizung, Klima, Sanitär nahmen aus Sicht eines kommunalen Versorgers und des Handwerks Stellung.
Bereits ab dem kommenden Jahr soll entsprechend eines Entwurfs von Wirtschafts- und Bauministerium eine Pflicht zur Nutzung von 65 Prozent neuer Energien beim Einbau einer neuen Heizung kommen. Zwar wurden nach einem Beschluss des Koalitionsausschusses die Erfüllungsoptionen erweitert, dies ist nach Andreas Jungs Einschätzung jedoch nicht ausreichend: „Wir brauchen gleiches Recht für alle Öko-Heizungen und müssen bei der Wärmewende die ganze Gesellschaft mitnehmen. Die Ampel dagegen macht bei der Technologieoffenheit Etikettenschwindel und lässt die Menschen weiter mit ihren Sorgen wegen der hohen Kosten allein“. Er kritisierte insbesondere, dass die Nutzung von fester, flüssiger und gasförmiger Biomasse im Neubau weiterhin deutlich eingeschränkt bleibt: „Nachhaltige Bioenergie kann einen wichtigen Beitrag leisten, bleibt für die Ampel aber das Schmuddelkind der Energiewende: In neuen Häusern wird Biomasse faktisch ausgesperrt - von Holzpellets bis zu Biomethan. Nur mit einer Wärmepumpe zusammen soll Bioenergie möglich sein, das ist dirigistisch und oftmals unpraktikabel.“
Auch der Einbau einer neuen Gasheizung, die perspektivisch auf die Nutzung von Wasserstoff umgestellt werden könne, existiere durch strenge Regelungen für eine verbindliche Umstellung des Gasnetzes vor Ort nur auf dem Papier. „So schafft die Ampel eine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Öko-Heizungen: Hier die Lieblingskinder, dort die Aschenputtel“, so Andreas Jung.
Er kritisierte, dass es auf zentrale Fragen der Menschen keine Antwort gebe, obwohl das Gesetz schon Anfang nächsten Jahres greifen solle. So sei weiterhin offen, mit welcher Förderung Hausbesitzer rechnen können: „Bei neuen Pflichten ist sich die Ampel einig, bei konkreter Förderung gibt es nur dichten Nebel: So wird immer mehr Porzellan zerschlagen. Wir fordern die Ampel auf, jetzt umgehend Klarheit zu schaffen, sonst fährt die Wärmewende vor die Wand“. Jung plädierte dafür, die von der Ampelregierung im vergangenen Jahr vorgenommenen Kürzungen der „Einbauprämie“ zurückzunehmen und stattdessen eine Förderung in Höhe von 50 Prozent der notwendigen Investitionen zuzusichern, die insbesondere einkommensschwache Haushalte noch einmal verstärkt in den Blick nimmt.